Im Besitz einer alten Karte sind wir jahrelang davon ausgegangen, dass die heutige Herklotzmühle seit ca. 250 Jahren existiert. Intensive Recherchen, insbesondere durch unser Vereinsmitglied Herbert Bernhard, haben uns die Erkenntnis gebracht, dass die Mühle seit mindestens 425 Jahren im Tal der Wilden Weißeritz existiert. Der erste eindeutige Nachweis der Existenz der heutigen Herklotzmühle stammt von Matthias Oeder. Selbiger war ein kursächsischer Markscheider, Landvermesser und Kartograph, der im Auftrag des Kurfürsten von Sachsen ab 1586 das Kartenwerk der ersten Kursächsischen Landesaufnahme geschaffen hat. Die ersten Landvermessungen im Raum Dippoldiswalde und Altenberg erfolgten im Jahr 1588. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Mühle am heutigen Standort mit dem altdeutschen Wort „mülig“ eingetragen. Demnach kann die heutige Herklotzmühle im Jahr 2013 ihr 425- jähriges Bestehen feiern.
Lange Zeit bestand die Unsicherheit, ob die Mühle noch älter sei, weil die ca. 200 m stromauf liegende Zinnbrücke über die Wilde Weißeritz, mit einem zweiten Steinbogen über den Mühlengraben, die in Stein gemeißelte Jahreszahl 1446 trägt. Durch die Sichtung von Karten aus den Jahren 1790-1912 konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der heutige Verlauf des Mühlgrabens erst zwischen 1881 und 1912 angelegt wurde. Der einstmalige Beginn des Mühlgrabens unmittelbar unterhalb der Zinnbrücke (Karten von 1790, 1821,1881) musste offensichtlich aus folgendem Grund aufgegeben werden: der vorgegebene Brückendurchlass führte bei Hochwasser zu einer Erhöhung der Fließgeschwindigkeit. Im Laufe der Jahrhunderte grub sich dadurch die Weißerritz an der Brücke besonders tief ein und das notwendige Gefälle zum Mühlgraben ging verloren. Diesen Vorgang sieht man auch am heutigen Mühlgraben - unter der Brücke ist er wesentlich tiefer als davor und danach.
Es ist möglich, dass die Mühle einige Zeit nur mit dem Wasser des Becherbaches betrieben werden musste. 1897 kam es zu einem Hochwasser, ähnlich der Flut im August des Jahres 2002, sämtliche Brücken über die Wilde Weißeritz zwischen Rehefeld und Seyde wurden zerstört. Erst die Karte von 1912 zeigt den heutigen Verlauf des Mühlgrabens. Er beginnt nun ca. 100 m oberhalb der Zinnbrücke - erst jetzt erhielt sie ihren zweiten Bogen über den Mühlgraben.
Der Nachweis, dass die Mühle bereits vor 1588 existierte, ist uns bisher nicht gelungen. Vermutlich war die Mühle schon vorhanden, bevor Matthias Öder seine Vermessung begann, aber beweisen lässt sich das heute nicht mehr.
425 Jahre - welch unvorstellbar lange Zeit. Unsere alte Mühle könnte viel erzählen. Die Reformation war gerade voll im Gange und nicht mehr lange hin begann der Dreißigjährige Krieg. Hexenverfolgung und –verbrennung war noch an der Tagesordnung und Erfindungen von Galilei, Newton, Leibnitz und anderen machten von sich Reden. Am Ende des 18. Jahrhunderts kam es zur Französischen Revolution, die in der Machtergreifung Napoleons gipfelte. Wenige Jahre später marschierten Napoleons Truppen an der Mühle vorbei und nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ein weiteres Mal, allerdings in der anderen Richtung. 1848-49 kommt es zur Deutschen Revolution und 1870-71 zum Deutsch-Französischen Krieg, in dessen Folge der große wirtschaftliche Aufschwung sicherlich auch unserer Mühle zugute kam. Schließlich überstand sie auch den Ersten Weltkrieg.
Leider sind Vorbesitzer der letzten Jahrhunderte nicht bekannt, nur soviel, dass im Jahre 1925 Bernhard Herklotz, der gleichnamige Vater des heutigen Sägewerker-Urgesteins, allen bekannt als "Hardi", diese Mühle von der Witwe des verstorbenen Sägemüllers Oskar Nietsche kaufte.
Zu dieser Zeit diente die Mühle ebenfalls noch zu Wohnzwecken. Da die Familie allmählich grösser wurde, musste Platz geschaffen werden, und es entstand ein Wohnhaus, das 1931 bezogen wurde.
Schwere Zeiten hatte unsere Mühle während und in Folge des Zweiten Weltkrieges zu überstehen und entging nur knapp der völligen Vernichtung durch Sprengung und Demontage.
1957 Weil der Mühlenbesitzer Bernhard Herklotz durch einen tragischen Unfall starb, übernahm sein Sohn die Geschicke der Mühle und hat durch unermüdliches Tun (siehe auch: Interview mit dem letzten Müller ) dieses unwiederbringliche Technikdenkmal vor dem Zerfall bewahrt und erhalten.
1962 Anschluss an das öffentliche Energienetz, bis dahin Antrieb aller Maschinen und eines Gleichstromgenerators (Stromerzeugung) durch die Wasserkraftanlage.
Ende des Jahres 1991 wurde zwar die Produktion eingestellt aber Dank „Hardi“ die Mühle mit großem Einsatz am Leben gehalten.
1999 Zusammenbruch des 1937 eingebauten Kammrades.
2000 Erneuerung des Außenlagers vom Wasserrad.
2001 Reparaturen an Wasserrad und Mühlendach.
2002 Demontage des gebrochenen Kammrades u. Lagerbock des Antriebsmotors erneuert.
2003 Erneuerung der Regulierungswehre nach dem Hochwasser vom August 2002, bei diesen Arbeiten mit zahlreichen Helfern wurde die Idee zur Gründung eines Fördervereins geboren.
2003 (19.05.) Gründung Förderverein Herklotzmühle e.V.