Wasserführung
Der ca. 250 m lange Mühlgraben hat seinen Beginn etwa 50 m vor der alten Zinnbrücke am linken Ufer der Wilden Weißeritz. Kurz hinter der Zinnbrücke mündet der kleine Becherbach in den Mühlgraben. An dieser Stelle befindet sich gegenüber der Mündung das erste von drei Regulierungswehren. Selbige gestatten das teilweise oder vollständige Ableiten von Wasser aus dem Mühlgraben - eine wichtige Schutzfunktion insbesondere bei Hochwasser. Der Mühlgraben bringt das Wasser mit kaum wahrnehmbarer Fließgeschwindigkeit zur Mühle und endet an einem Absperrwehr, hier geht er über in das Wasserbett. Dieses verbindet den Mühlgraben mit dem Mühlrad und sorgt für die Glättung und leichte Beschleunigung des Wassers. Bei einer lichten Weite von 1,50 m, einer Fließgeschwindigkeit von ca. 1,2 m/s und einer Wasserhöhe von 10 cm stehen also rund 180 Liter pro Sekunde zur Verfügung. Unter durchschnittlichen Bedingungen beträgt die Höhe des Wassers im Wasserbett ca. 30 cm. Dem entsprechend fließen in der Sekunde 540 Liter oder in einer Minute 32,4 m³ bzw. in der Stunde 1944 m³ zum Wasserrad. Mit dieser Wassermenge könnte man ein normales Einfamilienhaus dreimal vom Keller bis unters Dach mit Wasser füllen. Am Ende des ca. 10m langen Wasserbettes wird das Wasser aus dem Mühlgraben über das Wasserrad geführt. Durch eine Stahlklappe (Schützen), die sich im Boden des Wasserbettes befindet, reguliert der Müller über ein Hebelsystem die Wassermenge und damit die Drehzahl des Mühlrades. Das Wasser fließt so sauber wie es ankommt über den unterirdischen Ablaufkanal unter dem Mühlengebäude wieder zurück in die Weißeritz.
Wasserrad
Weil unsere Mühle im hängigen Gelände steht, kann die Wasserführung so erfolgen, dass das Wasser von oben auf das Mühlrad trifft. Es handelt sich also um ein so genanntes oberschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von 4,2 m und einer Breite von 2,20 m. An seinem Umfang befinden sich über die volle Breite Stahlschaufeln aus COR-TEN Stahl, die sich mit Wasser füllen. Das Wasserrad besteht seit 2017 aus Lärche, sitzt gemeinsam mit dem Kammrad auf einer Welle aus Eiche bei einem Gewicht von ca. 9 t. Die Welle hat an ihren Enden eingelassene und durch zusätzliche Stahlreifen gegen Lockerung gesicherte Stahlzapfen, die in, aus Portugal stammenden, Katzenstein (ein weicher, ölhaltiger Schieferstein, auch Fettstein genannt) laufen. Bei der oben genannten Wassermenge dreht sich das Wasserrad neunmal in der Minute und erzeugt dabei eine Leistung von 25 PS (18,4 KW).
Transmission
Die Umdrehungen des Wasserrades werden mit dem auf der gleichen Welle sitzenden Kammrad auf die Transmission übertragen. Das Kammrad mit seinem Durchmesser von 3,70 m hat 164 Kämme (Zähne) aus Holz und überträgt seine ca. 9 Umdrehungen pro Minute auf ein Gußzahnrad mit 46 Zähnen. Selbiges sitzt auf einer gemeinsamen Welle mit dem kleinen Kammrad mit 132 Kämmen und dreht sich nun schon 32-mal in der Minute. Das kleine Kammrad ist im Eingriff mit dem Gußzahnrad der Haupttransmissionswelle. Dieses Zahnrad hat 48 Zähne und dreht sich nun schon 88-mal in der Minute. Jedes Flachriemenrad auf der Transmissionswelle dreht sich also 88-mal je Minute.
Der Wechsel von Holzkamm zu Stahlzahn leitet den Hauptverschleiß zum Holzkamm, der im Bedarfsfall vom Müller verhältnismäßig leicht auszutauschen ist. Ein weiterer Vorteil ist der erhebliche Lärmschutz.
Das erste Flachriemenrad auf der Transmissionswelle mit 2,19 m Durchmesser bringt die Verbindung zum Sägegatterantriebsrad mit 0,75 m Durchmesser bei einer nunmehrigen Drehzahl von 257-mal je Minute. Damit bewegt sich das Sägegatter in einer Sekunde ca. 4,5- mal auf und ab.
Maschinenpark
Erst 1962 erhielt die Herklotzmühle Stromanschluss. Bis dahin stand ausschließlich Wasserkraft zur Verfügung. Alle Maschinen mussten über die Transmission angetrieben werden. Noch heute sind an verschiedenen Stellen die Reste dieser Transmissionsantriebe erkennbar. Für Beleuchtungszwecke stand seit den dreißiger Jahren ein kleiner Generator zur Verfügung. Nach gründlicher Überholung ist er heute zu Vorführungszwecken wieder im Einsatz.
Nach 1962 wurden bis auf das Sägegatter alle Maschinen auf Kraftstrom umgestellt. Für den kundigen Betrachter ist es noch deutlich erkennbar, dass die Maschinen ursprünglich auf Transmissionsbetrieb (Flachriemen) ausgelegt waren.
Das Sägegatter
Typ "Herkules" (Hersteller: Carl Hoffmann Aue, Baujahr 1942) kann heute als einzige Maschine noch mit Wasserkraft betrieben werden.
Die Maschine befindet sich noch weitgehend im ursprünglichen Zustand. Zur Erleichterung der Arbeit wurden vor Jahren lediglich die Höhenverstellung und der Anpressdruck der Vorschubwalzen auf Hydraulikbetrieb umgerüstet.
Ein Schwungrad, das über einen Flachriemen angetrieben wird, bewegt einen an Führungen geleiteten Rahmen durch eine Pleuelstange nach oben und unten, mit rund 300 Hüben pro Minute.
In diesem Gatterrahmen sind mehrere Sägeblätter, deren Abstände dem Schnittauftrag entsprechend eingerichtet werden, eingespannt. Die Schnittvorbereitungen (schleifen und schränken der Sägeblätter, einspannen der Blätter) erfordern meist einen wesentlich höheren Zeitaufwand als der Schnittvorgang selbst.
Besonders kompliziert ist die Steuerung der Vorschubbewegung. Die Sägeblätter können aufgrund ihrer Verzahnung nur in einer Richtung (nach unten) schneiden. Deshalb muss der Vorschub beim Hub nach oben gestoppt werden (Stoppvorschub). Dieses kurze Anhalten des Vorschubes bei jedem Hub wird durch Klinken gesteuert.
Die Baumstämme (max. Breite 640 mm, max. Höhe 580 mm) werden mit Rollwagen zum Gatter gebracht, seitlich abgerollt und vom Spannwagen übernommen. Der Spannwagen dient der Fixierung und genauen Zuführung des Stammes ins Gatter. Nachdem ca. zwei Drittel des Stammes gesägt wurden, übernimmt der zweite Spannwagen hinter dem Gatter und der erste muss freigegeben werden.
Im nächsten Arbeitsgang müssen die konischen und beidseitig mit Rinde behafteten Bretter besäumt werden.
Der Doppelsäumer / Mehrblattsäge
(Hersteller: Lein Pirna, Baujahr 1935) wird von einem 17 KW E-Motor angetrieben und ist eine Kreissäge mit einem feststehenden und einem verstellbaren Sägeblatt, mit der Bretter in einem Arbeitsgang beidseitig besäumt werden können. Die Bretter werden durch zwei Vorschubwalzen mit zwei einstellbaren Schnittgeschwindigkeiten automatisch eingezogen. Die Regulierung der Brettbreite erfolgt durch die Verstellung des losen Sägeblattes. Dazu befinden sich sowohl an der Seite, als auch an der Stirnseite Handräder.
Durch Einbau von mehr als zwei Kreissägeblättern können in einem Arbeitsgang auch mehrere (je nach Brettbreite) Latten oder Leisten geschnitten werden.
Die Hobelmaschine
(Hersteller: König Friedrich Albert Hütte – Potschappel bei Dresden, Baujahr ca. 1922) wird von einem 2,0 KW E-Motor angetrieben. Die Bretter oder Balken (max. Breite 500 mm, max. Stärke 200 mm) werden durch zwei Walzen, welche durch einen gesonderten Antrieb bewegt werden, eingezogen und einseitig gehobelt.
An dieser Maschine, die ursprünglich über die Transmission angetrieben wurde ist sehr deutlich die Umrüstung auf E-Motor zu erkennen.
Die Nut- und Spundmaschine
(Hersteller: ebenfalls König Friedrich Albert Hütte, Baujahr vor 1930) verfügt über zwei E-Motoren mit je 5,2 KW und einem kleineren Motor für den Vorschub. Es handelt sich um eine doppelseitig arbeitende Fräsmaschine, das bedeutet, dass das Brett auf dem Hinweg mit einer Nut und auf dem Rückweg mit einem Spund versehen werden kann. Für die Schindelproduktion wurden spezielle Fräser gefertigt, mit denen Keil und Keilnut gefräst wurden.
Pendelsäge
(Einbau nach 1962) zum Ablängen vorwiegend von Schindeln. Nach einem Eigenentwurf von Hardi wurde ein Rollschlitten mit 500 mm Einrastung (über ein Fußpedal zu bedienen) gefertigt. Der Rollschlitten konnte mehrere Bretter aufnehmen, die mit jeweils einem Schnitt auf Länge gebracht wurden. Dabei wird die an der Decke aufgehangene Pendelsäge per Hand durch das Schnittgut geführt (gependelt).
Schärfstube
Einen wesentlichen Anteil an der Arbeit des Sägemüllers hat das ständig erforderliche Schärfen der Gattersägeblätter, Kreissägeblätter und Hobelmesser. Hinzu kommt das notwendige Schränken der Sägemesser. Für diese Zwecke stehen folgende Maschinen und Geräte zur Verfügung:
Hobelmesserschleifmaschine Hersteller unbekannt, Baujahr 1935
Handschränkapparat Hersteller: Firma Meinert, Baujahr 1983
Kreissägenblattschärfmaschine Hersteller: Jos. Loroch, Mörlenbach, Baujahr 1935
Gattersägenschärfautomat Hersteller: Jos. Loroch, Mörlenbach, Baujahr 1971
Besonders stolz sind wir auf einen Dachbodenfund dessen Bedeutung erst nach gründlicher Untersuchung erkannt wurde. Dabei handelt es sich um eine kleine Balance- Presse nebst zwei dazugehörigen Werkzeugen. Bei einem Werkzeug handelt es sich um eine Stahlschere und beim zweiten um ein Schnittwerkzeug zum Stanzen von Sägezähnen. Das Baujahr schätzen wir auf ca. 1850.
Beim Schleifen eines jeden Sägeblattes wird Brust und Rücken (Fachbegriffe) bei jedem Arbeitsgang durch die Schleifmaschine geschliffen, um eine scharfkantige Fläche zum Trennen der Holzfasern zu erreichen. Dabei „wandern“ die Zähne im Laufe der Zeit in Richtung des oberen Teiles des Sägeblattes. Damit wird der untere Teil länger und der nutzbare Bereich des Sägeblattes geringer. Wird dieser Teil nicht zurückgesetzt, kommt es zum unabsichtigen aber hörbaren Anheben des Baumstammes beim Schnittvorgang. Ein guter Sägenschleifer setzte aber auch einen neuen Zahn im Sägeblatt nach und die Ausnutzung des Sägeblattes war noch um viele Schleifvorgänge und Schneideinsätze längere Zeit gesichert, bis die Stabilität des schmaler werdenden Sägeblattes einen Einsatz nicht mehr zuließ.